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AutorenbildSilvia Josten

Fiat 500e - der beliebteste Kleinwagen im Test

Aktualisiert: 27. Okt. 2023


Blaues Kleinauto in Wohnstraße von vorne

Man erkennt ihn gleich an seinem typischen "Augenaufschlag". Denn die Scheinwerfer des Fiat 500e haben einen LED-Bogen, der in der Motorhaube platziert ist und so die kreisrunde Form der Scheinwerfer vervollständigt - ein perfekt gezogener Lidstrich. Dazu schmiegt sich ein elegant geschwungenes "e" anstatt der letzten Null in den mit türkiser Farbe unterlegten Typenschriftzug. Aber auch seine elektrische Power gehört zu den Merkmalen des Fiat 500e - eben ein Gesamtpaket aus sportlicher Fahrdynamik, stilvollem Design und gerade ausreichend Platz, um sich in der Stadt fortzubewegen. Kein Wunder, dass die Zulassungszahlen des letzten Jahres dem italienischen Flitzer Bestnoten in der Kategorie Kleinwagen bescheinigen. Ich gönne mir eine ausgiebige Testphase des Fiat 500e Cabrio und berichte hier von meinen Erfahrungen.


Fiat Cabrio in grau-blau vor Graffittiwand

Fiat 500e ist das Auto mit den meisten Neuzulassungen als Kleinwagen in 2022

29.635 neue Fiat 500e bringen im Jahr 2022 italienisches Flair die deutschen Straßen. Inzwischen sieht man sie also an jeder Ecke. Dabei gibt es unterschiedliche Karosserien: die Standardvariante als Zweitürer mit festem Dach, die Cabriovariante mit dem Stoffverdeck, welches sich in 2 Stufen automatisch öffnen lässt und den 3+1 mit der dritten Seitentür auf der Beifahrerseite, die sich zur B-Säule hin öffnen lässt und dadurch ein komfortables Ein- und Aussteigen im Fond ermöglicht. Ich habe mich für die Cabrio-Variante entschieden - wenn schon Mittelmeerfeeling, dann richtig.


Eines ist der Fiat nach meinem Geschmack zweifellos: das hübscheste Elektroauto auf dem Markt. Und dazu das einzige mit Rolldach, das sich bis zum Kofferraumdeckel herunterschieben lässt. 3.000 € Aufpreis sind für das Cabrioverdeck zu zahlen. Ohne Subvention kommt der Fiat 500e Cabrio mit seiner 42-kWh-Batterie auf knapp 37.990 Euro. Der Motor leistet 118 PS / 87 kW maximale Nennleistung und bietet 220 Newtonmeter Drehmoment. Die limitierte Höchstgeschwindigkeit liegt bei 150 km/h. Der Hersteller gibt einen Durchschnittsverbrauch von 14,4 kWh an und eine Reichweite bis zu 310 km (kombiniert) und 439 km (innerorts). Die realen Verbrauchswerte meiner Probefahrten im Winter verrate ich euch weiter unten.


zwei Ansichten des Fiat 500e von aussen

Von außen unterstreichen runde Formen den süßen Charakter des italienischen Kleinwagens. Die Liebe steckt im Detail, wie den kreisrunden Scheinwerfern, die sich über Frontschürze und Motorhaube hinziehen. Das Kühlerdesign ist aufgeräumt. Die Türgriffe sind flach in die Seite integriert. Das Stoffdach ist aus robustem Stoff. Die Angst aus früheren Jahrzehnten, dass eine Fahrt in die Waschanlage zu einem nassen oder lauten Fiasko endet, ist unbegründet. Gerade auch weil es sich nicht um ein "echtes" Cabrio handelt und die Seiten einen stabilen Dachträger behalten, sorgt für ein hohes Maß an Stabilität. Die Rückleuchten zeigen wieder ein typisches Element, die Lichter sind in Form eine "E" platziert, so erkennt der Nachfahrende sofort, dass es sich um die elektrische Variante des Fiat 500 handelt.


Die Heckscheibe ist aufgrund des faltbaren Stoffdachs recht klein, aber gerade ausreichend dimensioniert. Der Kofferraum (sofern man diesen überhaupt so bezeichnen kann, denn ein Koffer passt da kaum hinein) ist der kleinste Laderaum, den ich je bei einem PKW der Fahrzeugklasse M1 gesehen haben. Er reicht geradeso für das Ladekabel, das Warndreieck und Verbandskasten, sowie 2 Einkaufstaschen. Eine Getränkekiste für 9 Flaschen kann ebenfalls mit etwas Geschick durch die schmale Öffnung geschoben werden. Mehr dann aber auch nicht. Bei dem neuen Modell soll die Option einer geteilten und umlegbaren Rückbank geben - schade, dass mein Fahrzeug von diesem Feature noch nicht profitieren konnte.


Innenraum des Fiat 5oo e mit grauen Sitzpolstern, zwei Ansichten

Kaum Sicht nach hinten und Luft nach oben

Direkt beim Einsteigen merkt man hier eine komfortable Kopfhöhe. Vor allem bei der Cabriovariante haben die Insassen noch etwas mehr Luft nach oben - selbst bei geschlossenem Dach ;-)


FahrerIn und Begleitung haben im vorderen Bereich ausreichend Platz. Der Nadelstreifenbezug ist modern und besonders nachhaltig, da er aus recyceltem Material besteht. Die hintere Sitzbank ist dagegen nur ein Notsitz, sehr unbequem. Rückenlehne steht steil im 90 Grad Winkel zur Sitzfläche, die Kopfstützen sind aufgesetzt, sodass man sich wie ein Klappmesser arrangieren muss. Besser, man setzt sich gleich quer.


Das Verdeck lässt sich elektrisch in zwei Stufen öffnen: 1. über die gesamte Dachfläche und 2. über die obere Heckfläche hinaus. Die zweite Stufe vermittelt Cabriofeeling pur. Dabei ist der Sitz der Frisur weiterhin gewährleistet, denn durch die hochgezogenen Seitenfronten kommt es kaum zu Windverwirbelungen im Innern. Sehr praktisch. Weniger optimal hingegen ist die Sicht nach hinten. Da wo vorher die Heckscheibe war, liegt nun das zusammengefaltete Verdeck. Vom rückwärtigen Verkehr sieht man gar nichts, aber die freie Sicht gen Himmel hat ja auch was.


Sicht vom Innenraum des Fiat 500e Cabrio nach hinten bei geöffnetem Dach

Drei Ansichten Innenraum Fiat 500 e mit Armaturen und Schaltern, drei ansichten.

Die Armaturen sind übersichtlich positioniert. Die Anzeigen können für das 10,2" Touch-Display individuell eingestellt werden. Der Bordcomputer liefert alle gewünschten Informationen. Das Navi reagiert schnell, die Sprachbedienung ist allerdings etwas träge. Der Herr versteht nicht immer gleich, welches Ziel gemeint ist. USB-Anschluss und Klimaeinstellungen sind über Drückertasten (runter und hoch) unter dem Monitor angeordnet. Dort befindet sich auch ein Ablage-Fach mit der Silhouette der Stadt Turin. Wer das Komfortpaket hat, kann hier sein Smartphone per Induktion laden. Der Lautstärkeregler befindet sich dagegen woanders: in der Mittelkonsole. Dort findet sich auch ein Drehrad zur Einstellung des Fahrmodus: Normal, Range oder Sherpa. Das abgeflachte Lenkrad bietet noch etwas mehr Beinfreiheit. Der fehlende Mitteltunnel verleiht dem Innenraum eine enorme Leichtigkeit. Die Türen lassen sich elektrisch per Knopfdruck öffnen. Aber keine Angst: Falls die Batterie mal leer sein sollte, gibt es einen Nothebel.


Eine Mittelarmlehne bekommt man nur, wenn bei der Konfiguration das Komfortpaket gewählt wurde. Auch die Sitze lassen sich nur mit dem aufpreispflichtigen Feature in der Höhe verstellen. Das solle meiner Meinung nach aber standardmäßig bei jedem Auto möglich sein. In meinem Fall befindet sich dadurch der Rückspiegel unter Augenhöhe, wodurch meine Sicht nach vorne recht unkomfortabel ist. Also bequem geht anders ...

Auch die Halogen-Scheinwerfer sind im Basispaket warmweiß und haben kaum Stärke. Hier sollte man unbedingt die LED-Beleuchtung aufrüsten.


Leider fehlt auch beim Fiat 500e die ideale Lösung zur Aufbewahrung des Lade-Equipments: der Frunk. Dieser wäre gerade angesichts des kleinen Kofferraums eine echte Erleichterung.


Fiat 500e im Test: Laden & Verbrauch

Der Fiat 500e kann an der Gleichstromsäule laut Hersteller mit bis zu 85 kW laden. Unser bester Peak in der Ladekurve war bei 71 kW. Beim Schnellladen lade ich in 25 Minuten von 15 auf 80 Prozent. An manchen öffentlichen Ladesäulen beendet der Fiat 500e den Ladevorgang automatisch bei 80 %. An der heimischen Wallbox erreicht man die 100 % in knapp 4 Stunden Ladezeit.

Es gibt 3 Fahrmodi: Im Normal-Modus läuft der Fiat 500e laufruhig und stabil, so wie man es vom Verbrenner kennt. Die Beschleunigung kann sich sehen lassen: in 9 Sekunden von 0 auf 100 km/h, in 3 Sekunden von 0 auf 50 km/h - das ist ordentlich. Der Range-Modus beinhaltet eine automatische Rekuperation. Hierbei komm das One-Pedal-Driving zum Einsatz. Schnell habe ich den Dreh raus und kann das Bremspedal links liegen lassen. Der italienische Kleinwagen bremst alleine durch das Weglassen vom Gas so gut ab, dass man nach wenigen Metern von alleine zum Stehen kommt. Ab und zu sollte man aber dann doch mal bremsen, sonst rosten die Bremsscheiben ;-). Im Sherpa-Modus ist die Rekuperation noch größer. Allerdings ist dann die maximale Geschwindigkeit auf 80 km/h begrenzt (statt 150 km/h). Spaß macht die Fahrt dann allerdings nicht mehr. Ich wechsel zwischen Range und Normal, gerade letzteres ist beim Rückwärtsfahren sinnvoll, das stoppt der Range-Modus zu sehr ab.

Das Cabrio wird nur mit der "großen" Batterie ausgeliefert: 87 kW / 118 PS Motorleistung stecken dahinter. Der Verbrauch ist nach längerer Beobachtung in den beiden Fahrmodi ungefähr gleich und pendelt sich in der kalten Jahreszeit bei ca. 19 bis 23 kW im Stadtverkehr ein. Bei längeren Strecken lässt sich der Verbrauch besser reduzieren und ich schaffe zwischen 16 und 22 kW. Für Langstrecken ist allerdings die Reichweite eher unzureichend. Statt der versprochenen 310 km (kombiniert) zeigt mir das Fahrzeug bei 100 % Aufladung lediglich eine Reichweite von maximal 260 km an. Realistisch sind es sogar nur ca. 180 km, dann muss schon nachgeladen werden.

Ich hoffe auf höhere Temperaturen und dadurch deutlich bessere Ergebnisse. Denn der Fiat 500e ist wirklich kein Winterauto. Zwar wird es im Innenraum dank Klimaanlage schnell warm, aber auch das treibt den Stromverbrauch bekanntlich in die Höhe. Zudem ist aufgrund des Stoffverdecks das Fahrzeuginnere nicht ganz luftdicht. Dadurch ist der Geräuschpegel etwas höher und die Luftfeuchtigkeit ist erhöht. Wenn es friert, muss man dann auch schonmal von innen kratzen.


Zugefrorene Autoscheiben beim Fiat 500e von aussen und innen.

Grafik Pro & Contra des Fiat 500e Cabrio


Fazit

Der Fiat 500e macht Spaß, sehr viel Spaß sogar. Dank 220 Nm fährt er spritzig und erhält überall bewundernde Blicke. Praktisch ist die italienische Designikone jedoch nicht. Wer schön sein will, muss leiden. Und das geht auf Kosten der Bequemlichkeit. Das Platzangebot ist nur mäßig, gerade in der Cabriovariante, bei der der Kofferraum nur ca. 185 l Volumen hat.

Das Fahrzeug bietet nette Features, eine Registrierung in der App, wozu der Händler dich freischalten muss, ist ein Muss. So bist du jederzeit über dein Fahrzeug informiert. Praktisch ist das schon, wenn ich z. B. darüber informiert werde, wann mein Ladevorgang beendet ist. Leider fehlen mir in der abgespeckten Variante einige Must-Haves. Daher macht für mich nur die Vollausstattung Sinn.

Der Test des Fiat 500e zeigt: Die fehlende Reichweite, gerade im Winter, ist ein Manko. Daher gilt für mich der Fiat 500e als eigentliches Sommerauto. Im Winter sollte eine Alternative parat stehen.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass der Fiat 500e Cabrio ein Stadtauto für Singles mit wenig Gepäck auf kurzen Strecken ist. Ein Fun-Auto, welches besonders in der warmen Jahreszeit gute Laune macht. Ich freue mich auf den Sommer!


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