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AutorenbildJohannes Haas

IAA MOBILITY 2023 – Quo Vadis?

Aktualisiert: 20. Okt. 2023

Ein Kommentar


Schriftzug IAA Mobility als weisse 3D Buchstaben vor rotem Hintergrund

Digitalisierung, Autonomes Fahren, Sharing und Elektromobilität – was seit einiger Zeit unter dem Kürzel CASE[1] als die 4 Haupt-Themenfelder und Herausforderungen der Automobilbranche bezeichnet wird, wurde letzte Woche in München präsentiert. Und es war deutlich zu erkennen: Die gesamte Branche und damit auch die Messe selbst befindet sich in einem allumfassenden Transformationsprozess. Es ist nur noch nicht absehbar, wohin dieser für die IAA und die verschiedenen Player führt.


Nach 2021 wird ganz München erneut zum Showroom für die Mobilität der Zukunft

Seit vielen Jahren fasziniert mich die Mobilität in allen Facetten und ich war bereits auf mehreren IAA’s, so auch wieder dieses Jahr in München. Ebenso auf der Intermot in Köln, der Eurobike in Frankfurt oder dem e4-Testival am Hockenheimring. Aufgrund meiner Eindrücke vor Ort und nachdem ich die verschiedenen Medienberichte (TV, Print und social) der vergangenen Tage verfolgt habe, möchte ich nachfolgend eine persönliche Kommentierung der aktuellen Situation in Deutschland vornehmen.


(Fast) Jeder kennt die etablierten Automarken der westlichen Welt, allen voran die deutschen Hersteller BMW, Mercedes und VW mit Audi und Porsche. Auch Fiat, Peugeot, Renault, Seat, Skoda und Volvo sind seit vielen Jahren ein Begriff. Genauso Ford und General Motors mit ihren verschiedenen Marken und in jüngerer Vergangenheit vielleicht noch die japanischen und koreanischen Vertreter wie Toyota/Lexus, Honda, Mitsubishi, Nissan, Kia und Hyundai/Genesis.


Aber wer kennt schon die Vielzahl neuer Player? Aiways, AVATR, BYD, GWM, Maxus, MG Motor, Nio, Ssangyong, XEV, Xpeng, Zeekr. Oder auch Lucid, Polestar, Rimac? Und dann die nahezu täglich wachsende Zahl an (noch) kleinen Startups aus der Mikromobilität und LEVs: ARI, CityTransformer, eGO und Microlino sowie die unzähligen e-Moped, e-Bike und e-Scooter-Hersteller.


Diese Aufzählung zeigt, dass sich die Welt der Mobilität mitten in einem allumfassenden und globalen Prozess befindet, der unsere Städte, unsere Fortbewegung, ja unser gesamtes tägliches Leben in den nächsten Jahren und Jahrzehnten dramatisch verändern wird. Vor dem Hintergrund der unübersehbaren Klimaveränderungen ist dies auch dringend erforderlich und häufig noch zu langsam. Der diesjährige „Spät-Sommer“ auch während der IAA war vielleicht schön, aber vor dem Hintergrund der vielen Klima-Katastrophen in Südeuropa und auf anderen Kontinenten eher ein Warnsignal – wir müssen etwas tun!


An dieser Stelle auch ein Satz zu den verschiedenen Aktionen der sogenannten „Klimaaktivisten“: Macht es tatsächlich Sinn, eine Veranstaltung zu blockieren, auf der zu 98 % emissionsfreie Fahrzeuge vorgestellt wurden? Und hätte man nicht dem Angebot zur Teilnahme an Diskussionsrunden folgen sollen? Wenngleich ich die Ziele der Gruppierungen durchaus teile, halte ich die gewählten Protestformen der letzten Monate für nicht zielführend, ja sogar schädlich für die Sache.


IAA MOBILITY - Chance oder Herausforderung?

Diese Rahmenbedingungen sind also eigentlich eine Riesenchance für eine „Mobilitäts-Messe“, die Menschen auf Veränderungen einzustimmen und mitzunehmen. Aber eben auch eine gewaltige Herausforderung ob der Komplexität und Vielfalt, der sich die Veranstalter der IAA Mobility gestaltet haben. Ein Problem hierbei: Die IAA wurde und wird eben vom VDA ausgerichtet, dem (deutschen) Verband der Automobilindustrie, per se also keiner „neutralen“ Institution. Denn „das zentrale Engagement des VDA gilt den Interessen der gesamten deutschen Automobilindustrie auf nationaler und internationaler Ebene“. Daher fehlten auch viele Vertreter von öffentlichen Mobilitätsangeboten, die sich zeitlich parallel in Berlin auf dem von der Deutschen Bahn ausgerichteten Event „Zukunft Nahverkehr“ trafen. Zufall, Absicht oder einfach ein planerisches Missgeschick?


Mich persönlich hat der Besuch der IAA Mobility 2023 ein wenig ratlos zurückgelassen - trotz des strahlenden Sonnenscheins und vielen Besuchern an allen Tagen. Brauchen wir eine Veranstaltung, bei der die Aussteller mit immensen Kosten (und wenig Nachhaltigkeit?) teils doppelte Stände – in den Messehallen wie auch der Innenstadt – aufbauen? Brauchen wir Shows, Lasereffekte, Musikveranstaltungen und „key notes“ (oft mit wenig Inhalt) drumherum, um Aufmerksamkeit zu erhalten? Vielleicht ja. Aber vielleicht sollten wir uns eher überlegen, was den Menschen wirklich im Alltag hilft in dieser Transformation. Denn in der Realität erlebt man in den Autohäusern oftmals noch erschreckendes Desinteresse oder sogar Ablehnung der e-Mobilität. Es dominieren meist weiterhin die „Petrol-Heads“, von den Konzernspitzen bis zum Verkäufer, und versuchen an Altbekanntem (Dieselmotoren, SUV, PS-Protzen, …) festzuhalten. Jedoch einige wenige scheinen für sich eine Chance entdeckt zu haben und stellen auch Zweiräder, vom e-Bike bis hin zum leistungsstarken e-Motorrad, und andere LEV in ihre Showrooms.


Sollte es auch weiterhin eine Zukunft der IAA Mobility geben, dann müsste diese noch stärker in Kooperation mit anderen Branchenverbänden gestaltet werden und auch die nahtlose Verknüpfung verschiedener Mobilitätsangebote zeigen.


Denn eins wurde deutlich in München: Die Menschen interessieren sich unverändert stark für innovative Mobilitätsangebote und sind bereit, diese auch auszuprobieren und im Alltag zu nutzen. Wenn – wie von der Ampelregierung propagiert – Deutschland zum „Leitmarkt“ für Elektromobilität werden soll, dann muss dies auch auf den führenden Messen und im Handel erkennbar werden. Die Chance ist gegeben – sie sollte beherzt und ohne Vorbehalte genutzt werden!



[1] CASE steht im Englischen für Connected, Autonomous, Sharing und Electrification

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